Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern
Chapter 144: Realmbind-Schranke
CHAPTER 144: REALMBIND-SCHRANKE
Währenddessen, außerhalb des Nocturne-Herrenhauses.
Velmora Nyx stand zehn Fuß von der Eingangstür entfernt.
Sie bewegte sich nicht.
Noch nicht.
Ihre tiefen amethystfarbenen Augen leuchteten schwach im Mondlicht, rote Streifen nahe der Iris pulsierten sanft, während ihr Blick auf das stille, elegante Herrenhaus gerichtet war.
Die Luft war ruhig, der Himmel dunkel, und das sanfte Rascheln der Blätter berührte kaum die Ränder ihres Gehörs.
Aber sie spürte es.
Selbst ohne sich zu bewegen, konnte sie es erkennen.
Etwas hatte sich verändert.
Der Raum um das Haus herum... er war falsch.
Nicht chaotisch. Nicht beschädigt. Nur anders.
Sie nahm einen langsamen Atemzug und trat vor.
Ein Schritt.
Und gerade als ihr Fuß den Steinweg vor ihr berührte—
Eine Verschiebung.
Der Raum um sie herum war verdreht, glatt und still.
Kein Ruck. Kein Geräusch.
Nur ein Blinzeln, und—
Sie stand genau wieder dort, wo sie angefangen hatte.
Zehn Fuß von der Tür entfernt.
Ihre Augen verengten sich. Ihre Finger krümmten sich an ihren Seiten.
Sie trat erneut vor.
Eine weitere Verdrehung. Eine weitere Schleife.
Gleicher Ort.
Nochmal.
Nochmal.
Gleich.
"...Scheiße," murmelte sie.
Es war kein Fehler.
Es war keine Störung.
Es war eine Barriere.
Nein. Nicht irgendeine Barriere.
Nyx starrte noch ein paar Sekunden nach vorne, dann ging sie langsam in die Hocke und drückte ihre Handfläche auf den Stein unter ihren Füßen.
Sie ließ ihre Sinne sich ausdehnen, verfolgte die unsichtbaren Linien, die unter der Oberfläche pulsierten.
Dünne Ströme von Raumenergie verliefen unter dem Weg.
Hunderte von ihnen.
Wie Seidenfäden miteinander verwoben.
Sie waren nicht natürlich.
Sie waren präzise.
Stabilisiert.
Verankert.
Ihr Atem verlangsamte sich, als die Erkenntnis einsank.
Ein großer Raumknoten.
Mehrere Sekundärknoten.
Gerichtete Schichtung.
Und eine vollständige innere Versiegelung.
"...Eine Realmbind-Schranke," flüsterte sie.
Ihre Stimme war ruhig, aber ihre Augen blitzten mit etwas Scharfem auf.
Das war nicht nur mächtig.
Es war persönlich.
Realmbind-Schranken waren einige der schwierigsten Barrieren, die man errichten konnte. Man kaufte sie nicht. Man lieh sie sich nicht aus.
Man baute sie—mühsam—mit echten räumlichen Knoten, die an Leylinien-Kreuzungen und energiereichen Böden zu finden waren.
Raumknoten waren nicht fixiert. Die meisten schwebten, verschoben sich und flackerten wie Staub.
Nur hochwertige Knoten—die Art, die sich nur an Orten bildeten, die einen harten Raumpunkt hatten, aber dennoch schwach genug für einen Raumriss waren, schufen diese seltenen Raumrisse.
Und deshalb sind diese Risse einige der am schwersten zu findenden. Sie wurden von mächtigen Blutlinien genährt und blieben verankert.
Um diese Art von Formation zu bauen?
Man brauchte einen großen Knoten im Kern.
Dann Hunderte—vielleicht Tausende—von kleineren Knoten, die in einem geschlossenen Gitter damit verbunden waren.
Und das war noch nicht alles.
Diese Knoten lieferten nicht nur den Standort.
Sie speisten die Formation mit magischen Partikeln und hielten sie aufgeladen. Das bedeutete, dass dieses Array nicht mit Mana-Kristallen oder Batteriereserven lief.
Es war selbsterhaltend.
Ewig.
Von außen unzerbrechlich.
Und jetzt?
Es umgab das Nocturne-Herrenhaus.
Nyx stand langsam auf und klopfte ihren Oberschenkel ab.
Sie sah nicht wütend aus.
Nicht wirklich.
Nur... gereizt.
Denn sie wusste, wer es errichtet hatte.
Und sie wusste, warum.
Lilith.
Velmora schloss ihre Augen und legte für einen Moment den Kopf zurück.
Natürlich war sie es.
Natürlich würde sie diese Chance nicht verstreichen lassen.
Sowohl Seraphina als auch Lilith waren heute Abend in Ethans Nähe gewesen. Die Simulation hatte ihn erschöpft. Seine Abwehr wäre geschwächt und seine Konzentration zerstreut.
Ein perfektes Zeitfenster.
Lilith brauchte nie viel.
Eine Berührung hier. Ein Wort dort. Dieses verschlagene kleine Lächeln, das selbst ausgebildete Killer vergessen ließ, wie man atmet.
Und heute Abend hatte sie den Deal besiegelt.
Nyx wusste, dass es nicht um Krieg ging.
Es war keine Warnung.
Es war eine Geste.
Lilith wollte mit ihm allein sein.
Vollständig.
Keine Unterbrechungen.
Keine Ablenkungen.
Nicht einmal von Nyx.
Sie machte wieder einen Schritt, mehr aus Gewohnheit als aus Hoffnung.
Gleiches Ergebnis.
Zurück an der Zehn-Fuß-Marke.
Sie stand dort für einen ruhigen Moment, die Arme locker an den Seiten, der Kiefer fest, aber nicht verkrampft.
Es war keine Eifersucht.
Nicht wirklich.
Sie hatte von Anfang an gewusst, zu was für einem Mann Ethan heranwachsen würde.
Er würde nie nur einer von ihnen gehören.
Das war nicht das Problem.
Was schmerzte, war das Timing.
Sie war hierher gekommen, weil sie es wusste.
Wusste, was Lilith versuchen würde.
Wusste, was Seraphina folgen würde.
Und trotzdem hatte sie sich nicht schnell genug bewegt.
Sie dachte, es gäbe keine Chancen, wenn die anderen beiden lebten, aber dann erfuhr sie, dass die einzigen beiden Hindernisse zur Arbeit ausgegangen waren, weshalb sie hier ist.
Aber sie dachte, Lilith würde vielleicht etwas Raum lassen.
Sie lag falsch.
Dieser Realmbind wurde nicht vor fünf Minuten errichtet.
Er war bereits aktiv, als Nyx ankam.
Sie hatte ihr Zeitfenster wahrscheinlich um weniger als eine Stunde verpasst.
Sie atmete langsam aus.
Die Nachtluft war kühl auf ihrer Haut, aber ihr Körper fühlte sich immer noch zu warm an.
Nicht von Anstrengung.
Von Frustration.
Von Erwartung ohne Erlösung.
Sie drehte sich um und begann, an der Seite des Hauses entlang zu gehen, um nach Schwachstellen zu suchen.
Es gab keine.
Jede Kante, jede Ecke, jeder Winkel war gleich.
Gleiche Verdrehung.
Gleiche Schleife.
Genau gleiche Entfernung.
Eine makellose Formation.
Nyx kam bei einer niedrigen Steinbank zum Stehen, die unter einem ordentlich geschnittenen Kirschbaum stand.
Sie setzte sich leise hin, ihr Bodysuit machte kaum ein Geräusch, als er über den polierten Stein strich.
Von hier aus konnte sie eines der Fenster sehen, das schwach mit weichem, bernsteinfarbenem Licht leuchtete.
Sie musste nicht spüren, was drinnen geschah.
Nicht bei dieser Art von Barriere.
Diese Stille allein sagte alles.
Es war nicht nur eine Versiegelung—es war eine Bühne.
Lilith hatte dies nicht gebaut, um jemanden zu schützen.
Sie baute es, um ihn zu genießen.
Um sicherzustellen, dass niemand unterbrach.
Und wenn man sie kannte, war Seraphina wahrscheinlich auch schon Teil davon.
Nyx konnte sich die Szene vorstellen—nicht weil sie es spürte, sondern weil sie sie kannte.
Lilith würde ihn halten, Haut an Haut, mit diesem langsamen, selbstgefälligen Lächeln, das sie trug, wenn sie genau das hatte, was sie wollte.
Und Ethan, zwischen ihnen gefangen, würde an nichts anderes denken.
Sie war sehr wütend darüber.
Aber sie war nicht wütend auf ihn.
Er wusste es nicht.
Realisierte nicht, dass außerhalb dieser schönen Blase jemand gekommen war.
Jemand, der ihn sehen wollte.
Jemand, der Teil dieses Moments sein wollte.
Aber jetzt war es zu spät.
Sie blickte lange Zeit auf den Boden.
Dann, fast widerwillig, griff sie in ihre Hüfttasche und zog eine winzige schwarze Scheibe heraus.
Glatt. Still.
Ein Signalmarker.
Sie drückte einmal mit dem Daumen darauf.
Er blinkte violett.
Nur einmal.
Dann schaltete er sich aus.