Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern
Chapter 355: Ich habe den Befehl erhalten... Wir beginnen jetzt
CHAPTER 355: ICH HABE DEN BEFEHL ERHALTEN... WIR BEGINNEN JETZT
"Wir müssen", sagte sie, ihre Stimme leise, aber unerschüttert. "Es geht nicht mehr um Politik. Sie haben unsere Verwandten angerührt. Und das während des Jahres der Erbschaft."
Elowen nickte einmal, ohne viel hinzufügen zu müssen. "Sie haben einen der Unseren angerührt."
Fern von den Waldwurzeln und heiligen Bäumen brannte bereits Feuer jenseits der Nebel und der Stille der lebendigen Welt.
Es brannte in einem Ort, den keine Karte je verzeichnet hatte, einem Ort, der zu alt war, um auf Papier zu existieren, und zu heilig, um beiläufig darüber zu sprechen.
Die Halle stand in Stille, gewaltig und schwarz, aus Obsidian geschnitzt, der mit dünnen Flüssen aus Gold schimmerte.
Ihre Wände reflektierten das Feuer nicht – sie formten es, streckten es und ließen es tanzen wie etwas Lebendiges.
Es gab keine Fackeln, keine Fenster, nur Licht, das über dunklen Stein flackerte wie Atem in den Lungen von etwas Uraltem.
Eine Gestalt stand im Zentrum dieser Halle.
Barfuß. Ohne Rüstung. In ein Gewand aus fließendem Rot gehüllt, das bei jeder kleinen Bewegung ihres Körpers glitt und sich kräuselte.
Kein schwerer Stoff, sondern etwas Leichteres – wie Nebel oder Hitze oder Wind, zu Stoff gepresst.
Sie waren kein Mann.
Sie waren keine Frau.
Sie waren etwas völlig anderes.
Göttlich.
Und in ihrer Handfläche schwebte ein einzelner Funke über der Haut – winzig, sanft, aber unverkennbar lebendig.
Seras Funke.
Als er flackerte – nur einmal, wie ein Atem, der mitten im Satz gefangen war – knackte die Luft um sie herum leise, wie Glas, das darüber nachdenkt zu brechen.
Dann, einer nach dem anderen, kamen weitere hinzu.
Keine Türen öffneten sich. Keine Portale flammten auf.
Sie traten einfach ins Sein.
Die erste Stimme war tief und gleichmäßig. "Sera wurde bedroht?"
Eine andere antwortete, tiefer, wie ein Sturm, der unter dem Horizont rollt. "Nicht sie. Noch nicht. Aber nah genug."
Der erste Sprecher verengte seinen Blick. "Dann schlagen wir zu."
Eine dritte Stimme kam – älter, stetig, leise, aber scharf wie eine Klinge, die seit Jahrhunderten nicht stumpf geworden war. Eine Hand streckte sich aus und ruhte auf der Schulter des Sprechers.
"Noch nicht. Wir beobachten und verstehen vorerst, und wenn jemand etwas tut, dann bewegen wir uns."
Selbst während sie es sagten, hatte sich ihre andere Hand zu einer festen Faust geballt.
Denn dies war nicht nur eine Bedrohung.
Sera war nicht nur ein weiteres Kind, das von Crescent gesegnet wurde.
Sie war das letzte Stück von etwas, das sie längst verloren geglaubt hatten. Der letzte Faden eines Eides, der immer noch Gewicht hatte, selbst wenn er von denen vergessen wurde, die ihn gesprochen hatten.
Und jetzt war sie mitten in etwas, das sich viel zu sehr nach einem Krieg anfühlte, den sie geschworen hatten, nie wieder geschehen zu lassen.
Also ja, die Welt könnte überleben.
Aber diejenigen, die dies begonnen hatten – die dachten, sie könnten altes Feuer entfachen, ohne sich selbst zu verbrennen – sie würden es nicht.
Und irgendwo anders, an den Orten, die die Welt vergessen hatte zu sehen, regten sich die Alten.
Sie erwachten nicht mit Fanfaren.
Einige bewegten sich nur leicht, wie Schläfer, die sich in ihren Träumen anpassen.
Einige drehten ihre Köpfe.
Und einige... öffneten einfach ihre Augen.
Die Zeit für Warnungen war vorbei.
Die Linien waren gezogen. Die Figuren waren aufgestellt.
Und jetzt beobachteten alle Götter, alle Wächter, alle stillen Überreste dessen, was vorher war – sie alle beobachteten wieder.
Nicht mit Neugier.
Sondern mit Absicht.
Die Art von Absicht, die nicht zurückschreckt, wenn der Himmel sich zu verschieben beginnt.
Denn die Welt, auf der Ethan stand, hatte gerade aufgehört, still zu sein.
Und sie würde für sehr, sehr lange Zeit nicht mehr still sein.
Hoch oben im nördlichen Crescent, wo der Himmel immer ein wenig schwerer aussah und die Gebäude sich eng aneinanderdrängten, als versuchten sie, Geheimnisse vor den Sternen zu bewahren, kam eine Nachricht an.
Sie kam durch kein Netzwerk.
Keine Kommunikation. Keine Signalspur. Kein Verschlüsselungsprotokoll.
Sie kam einfach an.
Ein versiegeltes Gehäuse, klein und unmarkiert, seine Oberfläche schwarz und glatt. Das Symbol, das in den Deckel geätzt war, würde der durchschnittliche Crescent-Agent nicht erkennen – aber eine Frau, die in einem ruhigen Raum über einer fast vergessenen Schrein-Stadt saß, erkannte es in dem Moment, als sie es sah.
Sie braute gerade Tee, als es erschien.
Kein Geräusch kündigte es an – kein Flackern von Licht oder Puls von Magie.
Nur eine leichte Verschiebung in der Luft.
Ein Flüstern von Druck. Die Art, die die Haare in deinem Nacken aufstehen lässt, selbst wenn sich nichts verändert hat – außer dass sich alles verändert hat.
Sie drehte sich um.
Da war es.
Ruhend in der Mitte ihres Meditationstisches.
Ihre Finger berührten das Gehäuse einmal, bevor sie es öffnete.
Drinnen war ein einzelner Erinnerungsstrang. Versiegelt. Glatt. Nichts sonst.
Kein Etikett. Kein Absender.
Aber sie wusste bereits, wer es geschickt hatte.
Sie schloss ihre Augen und ließ den Strang sich verbinden.
Die Erinnerungen flossen durch sie wie Wasser einen Pfad hinunter – klar, gezielt, nichts verschwendet. Gesichter. Koordinaten. Namen.
Gedankenfäden, zusammengenäht durch Liliths Linse. Jedes Detail schärfer als das letzte.
Und im Zentrum von allem etwas anderes.
Eine Warnung, getarnt als Bericht.
Jemand, irgendwo, bereitete sich auf einen weiteren Abstieg vor.
Sie stand auf. Leise. Tee vergessen.
Sie durchquerte den Raum, öffnete eine Wandschublade und zog ein kleines silbernes Token heraus – einen Kommunikator, der nur auf ihren Rang abgestimmt war.
Sie drückte es gegen die Schreinwand.
Es antwortete mit drei schwachen Pulsen.
Drei Namen aktiviert.
Dann trat sie nach draußen.
Und innerhalb einer Stunde kamen sie an.
Der erste kam durch die Abwasserkanäle. Er war groß und schlaksig, gekleidet wie ein Lieferarbeiter aus den äußeren Zonen.
Seine Maske bedeckte den größten Teil seines Gesichts, aber die Art, wie er sich bewegte, verriet ihn. Er war fließend, selbstbewusst und unbekümmert.
Stadtinfiltrationspezialist. Geboren, um sich unbemerkt durch bis zum Tod überwachte Städte zu bewegen.
Die zweite fiel von einem Tempeldach, ihre Landung lautlos. Das Summen von Energie umhüllte sie wie Seide.
Ihre Stiefel machten keinen Laut. Ihre Augen waren groß und hell – leicht glühend, als würden sie mehr als nur Licht einfangen.
Eine Empathin. Kampf-Resonanz-Leserin. Sie konnte fühlen, was Menschen nach Konflikten zurückließen – jedes Flackern von Wut, jeden Atemzug von Angst.
Der letzte kam aus einem Schatten, der kaum existierte.
Er war nicht tief. Er war nicht dunkel.
Aber irgendwie trat er trotzdem hindurch.
Er sagte kein Wort. Gab keinen Namen.
Er verbeugte sich nur leicht vor der Frau, die sie gerufen hatte.
Leere-berührt. Fluchbrecher. Seine Art sprach nicht viel – aber wenn sie sich bewegten, standen die Dinge nicht wieder auf.
Sie standen vor ihr, ruhig, aber bereit.
Der Schrein hinter ihr pulsierte einmal mit Erkennung.
"Ich habe Befehl erhalten," sagte sie. "Wir beginnen jetzt."
Niemand stellte sie in Frage.
Sie nickten einmal.
Und dann bewegten sie sich.
Das Team teilte sich in drei.
Der erste – durch das Meer.