Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern
Chapter 385: Dann beginnt das Fest
CHAPTER 385: DANN BEGINNT DAS FEST
Valakars Stimme kam nach langem Schweigen. Sie war tief und schwer, trug durch die Luft und drang in den Stein unter ihren Füßen ein.
Sie erschütterte nicht nur die Kammer; sie bewegte sich durch das Mark der am Boden kauernden Kultisten, als hätten seine Worte genug Gewicht, um ihre Knochen zu biegen.
"Sie werden singen," sagte er. "Und ihr Lied wird nicht enden, bis der letzte Funke ihres Feuers zu Asche erstickt ist."
Die Worte hingen dort, scharf und endgültig, und dann trug Drosiraels Lachen darüber hinweg, grausam und dünn.
Gemeinsam rollte der Klang durch die Halle wie zwei Stürme, die über einer zerstörten Welt aufeinanderprallten. Die Kultisten pressten sich flach gegen den Boden, in der Hoffnung, der Stein könnte sie ganz verschlucken.
Ihre Stimmen brachen unter der Anstrengung des Gebets, aber ihre zitternden Körper verrieten sie; es war nicht Glaube, sondern Terror, der sie dort unten hielt, und selbst ihre Gebete klangen wie Angst, die versuchte, aus ihren Kehlen zu kriechen.
Die beiden Götter standen Seite an Seite über diesem Meer gebrochener Stimmen.
Nicht als Verbündete, nicht als Freunde, sondern als Kräfte, die gelernt hatten, einander zu dulden, weil die Welt schon immer zu klein war, um sie getrennt zu halten.
Die Sterne oben bluteten schwach durch die Risse der Halle, aber selbst ihr Licht schien unter dem Gewicht dieses Lachens stumpfer.
Als der Lärm erstarb, fühlte es sich nicht wie Frieden an. Es fühlte sich an wie das Echo von etwas Scharfem, das noch in der Lunge verweilt, als hätte die Kammer verschluckt, was gesagt wurde, und wäre noch nicht fertig damit, es zu verdauen.
Die Wände glühten schwach mit den roten Adern, die durch sie liefen, und der Knochen von Valakars Thron leuchtete jetzt heller und blutete Farbe auf den umgebenden Stein wie Flüsse aus schwachem Feuer.
Valakar bewegte sich nicht vom Thron, aber seine Reglosigkeit trug Gewicht, wie ein Tier, das nur ruht, weil es weiß, dass es töten kann, wann immer es will.
Neben ihm bewegte sich Drosirael nur leicht. Sein Umhang aus Schatten verdrehte sich enger, wickelte sich um seine Gestalt wie ein Nest aus Klingen, die ein- und ausatmeten.
Jedes Kratzen dieser schattenhaften Kanten auf dem Boden flüsterte durch die Kammer wie langsam gezogene Messer.
Der Boden begann, sich in der Mitte der Halle zu bewegen. Die Ascheschicht, die sich dort abgesetzt hatte, brach auf und verschob sich, als ob etwas darunter herauskriechen wollte.
Aus der zerbrochenen Oberfläche blutete langsam eine Karte ins Dasein. Sie war nicht gemalt oder gezeichnet. Sie stieg wie Rauch auf, verdrehte sich in Form, durchzogen mit Streifen blutfarbenen Lichts, zusammengenäht aus Schreien und Gebeten, die kein Recht hatten zu existieren.
Das Abbild der Erde breitete sich vor ihnen aus, obwohl es eine verzerrte Erde war, keine, die ein Sterblicher erkennen würde.
Ihre Städte pulsierten wie schwache Lichter, aber ihr Glühen war nicht Wärme oder Leben. Sie flackerten, als ob jede von innen durch die Flüstern längst begrabener Kulte beleuchtet wurde.
Die Karte war auf ihre eigene Weise lebendig, Adern alter Hingabe zuckten schwach wie Wurzeln unter der Oberfläche und zeigten, dass die einst gepflanzten Samen noch da waren, wartend.
Die angeketteten Kultisten begannen heftiger zu schaudern, als die Karte zum Leben erwachte. Ihre Gebete wurden zerfetzt, der Rhythmus fiel auseinander, während ihre Körper gegen ihre Fesseln ruckten.
Die roten Adern, die durch die Illusion liefen, pulsierten im Gleichtakt mit ihren Bewegungen, jede Zuckung speiste mehr Licht in die Vision.
Einer nach dem anderen begann ihr Fleisch zu rauchen. Dünne Hitzefäden stiegen von ihren Armen, ihren Lippen und ihren Augen auf, bis es aussah, als würde jedes Wort, das sie zu sagen versuchten, sie von innen heraus verbrennen.
Weder Valakar noch Drosirael blickten in ihre Richtung. Für sie war es ein natürlicher Teil der Anbetung, der erwartete Preis für das Gespräch mit Göttern.
Valakar lehnte sich leicht nach vorne, seine massive Gestalt warf einen dunkleren Schatten über die Karte. Seine Stimme kam gleichmäßig, langsam und tief.
"Geduld," sagte er. "Geduld ist es, was dies mit Gewissheit verbindet. Lass sie ihre Illusionen von Sicherheit behalten. Lass sie an ihre Schulen und ihre Mauern und ihre Spiele der Ordnung glauben.
Lass sie denken, ihre Leben seien beständig. Das ist, wenn die Wurzeln am tiefsten schlagen. Sterbliche fallen nicht wegen Stärke, Drosirael.
Sie fallen wegen Bequemlichkeit. Bequemlichkeit macht sie blind, bis das Messer bereits in ihrer Brust steckt."
Drosiraels Umhang zischte mit dem rastlosen Klang sich verschiebender Klingen, seine Stimme schnitt schärfer, schneller.
"Bequemlichkeit ist Schwäche, ja. Aber Schwäche ist am besten, wenn sie plötzlich aufgerissen wird. Schlage sie jetzt, während ihre Himmel noch bluten, während Verwirrung an ihren Augen krallt.
Sie stolpern, wenn sie verloren sind. Sie klammern sich dann fester an falsche Hoffnung, und das ist, wenn ihr Fleisch am weichsten ist.
Warte zu lange, und jemand wird sie daran erinnern, wie man steht, und dann wird der Schnitt nicht so sauber sein."
Die Karte schimmerte schwach und zeigte mehr als nur Städte.
Dünne schwarze Linien begannen zwischen den leuchtenden Punkten zu erscheinen, pulsierten leicht mit Licht und zeigten die verborgenen Fäden, die diese Leben verknüpften – Straßen, Versorgungswege, Teleportportale, Adern des Überlebens, die sich über die Welt erstreckten.
Valakar streckte einen langen Finger aus, scharf wie ein Knochendorn, und zog ihn über eine der Linien. Asche breitete sich in seinem Kielwasser aus und erstickte das Glühen unter seiner Berührung.
"Nicht die Hauptstädte," sagte er bestimmt. "Noch nicht. Wenn ihre großen Städte zuerst fallen, werden ihre Anführer in Panik geraten. Und Verzweiflung züchtet Mut.
Mut ist gefährlich. Nein – wir ersticken die Adern. Wir schlagen die Orte, die sie nähren. Ihre Versorgungshallen.
Ihre Knotenpunkte des Reisens. Ihre Trainingsgebiete. Die Räume, die es ihnen erlauben, sich zu bewegen, zu essen und als Einheit zu atmen. Schneide das ab, und sie werden zusammenbrechen, bevor wir überhaupt ihre Herzen treffen."
Drosiraels Lippen verzogen sich leicht, Schatten zischten zustimmend. "Erwürgen vor dem Ausbluten," sagte er. "Du genießt den Zusammenbruch, als wäre er Wein. Sehr gut. Zeige mir, welche Ader zuerst."
Valakars Thron knarrte leicht, als er sich näher zur Karte lehnte. "Der östliche Knotenpunkt," brummte er. Der leuchtende Punkt pulsierte heller unter seinem Finger.
"Er versorgt einen halben Kontinent. Wenn diese Wurzel verrottet, wird der Rest verwelken. Dann brechen wir die südlichen Linien, wo ihre Armeen sich sammeln.
Keine Nahrung. Keine Soldaten. Keine Portale. Nichts als Stille. Der Rest wird folgen."
Während er sprach, begannen die angeketteten Kultisten geradewegs zu schreien. Ihre Haut brach wie Holz, das zu lange brennt, und riss in gezackten Linien auf.
Aber statt Blut strömte schwarzer Rauch aus den Wunden, stieg in dünnen Strömen auf und kräuselte sich hinunter in die Karte, als ob ihre Körper Tinte wären, die in die Vision abgelassen wurde.
Die Luft wurde dick vom Gestank brennenden Fleisches und zerrissener Gebete.
Die beiden Götter zuckten nicht.
Drosiraels Augen wurden schärfer, als er beobachtete, wie die Karte den Schmerz trank. Seine Stimme kam ruhig, grausam und mit einem Hauch von Entzücken.
"Und wenn ihre Schreie unbeantwortet aufsteigen, wenn ihre Götter ihnen keine Antwort geben, werden sie sich gegeneinander wenden. Das tun sie immer.
Es ist Verrat, Valakar. Nicht Stärke, nicht Schlacht, was sie beendet. Verrat verrottet am tiefsten. Lass sie denken, ihre Anführer seien stark, ihr Glaube ungebrochen, und dann lass es uns wegstreichen.
Sie werden sich gegenseitig in Stücke reißen, bevor wir überhaupt unsere Hände heben."
Valakar gab keine Antwort. Er brauchte es nicht. Seine Stille war Zustimmung genug. Die Adern seines Throns flammten jetzt heller auf, pulsierten härter, als ob der Knochen selbst sich vom Gedanken an Verzweiflung nährte.
Die Karte glühte heißer, trank den Rauch der sterbenden Kultisten, bis das gesamte Bild leicht vor zu viel Energie zitterte.
Vom anderen Ende der Halle begann das Geräusch von Schritten zu hallen. Langsam, bedacht, schwerer als das Schlurfen von Kultisten oder das Kratzen von Schatten. Beide Götter richteten ihre Augen auf das Geräusch.
Eine Gestalt tauchte aus dem Dunst auf. Seine Haut war blass, fast durchscheinend unter dem Glühen der Adern.
Seine Gewänder hingen in zerrissenen Stücken an seinem hageren Körper. Sein Kopf war gesenkt, aber schwache Spuren von Spiegelrückständen klebten noch an ihm, zerbrochene Splitter der Reflexion krochen über seine Schultern wie eine zerschmetterte Erinnerung.
Er ging ohne Zögern vorwärts, bis das Gewicht ihres Blickes ihn niederdrückte. Dann sank er auf die Knie und senkte seine Stirn auf den Boden.
Seine Stimme zitterte, aber es lag eine Beständigkeit darin, eine Entschlossenheit, die die Worte klar machte.
"Meine Herren. Jedes Stück, das ihr versteckt habt, ist erweckt worden. Die Kulte haben sich ausgerichtet. Die Jünger sind bereit. Mit einem Wort wird die Welt bluten."
Die Luft in der Halle wurde kälter. Drosiraels Schatten erhoben sich höher, wirbelten mit scharfem Flüstern wie Messer, begierig zu schneiden.
Der Thron unter Valakar pulsierte in hungrigem Rhythmus, die Adern jagten hell durch den Knochen.
Zum ersten Mal teilten beide Götter die schwächste Veränderung des Ausdrucks. Keine Lächeln, keine Wärme, sondern die einfache Widerspiegelung befriedigten Hungers.
Valakars Antwort grollte tief und füllte die Kammer wie der Beginn eines Erdbebens. "Dann beginnt das Festmahl."
Drosiraels Lachen schnitt darüber, scharf und grausam, hallte in den Himmel, bis selbst die Sterne jenseits der blutenden Wolken als Antwort zu verblassen schienen.
Und in dieser Halle aus Knochen und Schatten schloss sich die Falle.